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Besuch im Geburtshaus von Georg Büchner

Mehr über den Autor von "Woyzeck" erfahren

wollten Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule und besuchten deshalb mit ihrer Deutschlehrerin Katja Pohl das Büchnerhaus in Riedstadt Goddelau. Ausführliche Informationen über das Leben Georg Büchners und seiner Familie gab Herr Brunner vom Büchnerhaus. Im Geburtshaus in Riedstadt lebte Georg Büchner mit seinen Eltern nur drei Jahre, denn dort hatte die Familie nur ein kleines Zimmer gemietet und zog danach mehrmals um, immer wenn weitere Geschwister Georg Büchners geboren wurden. Erfahrungen mit sozialen Unterschieden machte der jugendliche Georg besonders, als die Familie am Marktplatz in Darmstadt lebte, wo er auf der einen Seite das Fürstenschloss und auf der anderen Seite das Armenviertel in der Darmstädter Altstadt sehen konnte. Das Leben armer Leute lernte Georg kennen, als sein Vater, der Armenarzt der Stadt war, ihn manchmal zu seinen Patienten mitnahm. Ein weiterer prägender Einfluss war seine Zeit als Medizinstudent in Straßburg, wo Büchner mit Anhängern der französischen Revolution in Kontakt kam und er außerdem seine Verlobte Wilhelmine Jaeglé kennenlernte.

Wieder zurück in Hessen an seinem zweiten Studienort Gießen, fand Büchner Freunde, die sich gegen die Armut der hessischen Bauern und das ungerechte Steuersystem der Zeit wendeten. Er verfasste gemeinsam mit seinem Freund Weidig den "Hessischen Landboten" mit dem Motto "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!". Wegen dieser revolutionären Flugschrift wurde er von der hessischen Polizei steckbrieflich gesucht und floh wieder nach Straßburg. Dort hielt er sich zunächst illegal auf und musste irgendwie zu Geld kommen. Dies brachte ihn zum Schreiben. Er verfasste mehrere Theaterstücke, die ungewöhnlich erfolgreich waren.

"Büchner machte viele Dinge zum ersten Mal", erklärte Herr Brunner: Er argumentierte im Hessischen Landboten mit Zahlen und Fakten zur Ökonomie. Er nutzte in seinem Theaterstück "Dantons Tod" über die Französische Revolution Originalzitate aus politischen Reden. Auch als Mediziner widmete er sich einem damals neuen Forschungsgebiet, als er das Nervensystem eines Fisches untersuchte, um an diesem Beispiel die Metamorphose der Lebewesen - heute nennen wir es Evolution - zu untersuchen. Seine Arbeit war so interessant, dass er bereits als Student einen Vortrag vor Professoren halten durfte. Schon mit 22 Jahren wurde er Professor für Medizin an der Universität in Zürich.

Im Museum des Büchnerhauses gab es Informationen über die Familie Büchners zu sehen: zum Beispiel über seine Schwester Luise Büchner, eine berühmte Frauenrechtlerin, und zwei seiner Brüder, die ebenfalls Professoren waren. In weiteren Räumen wurden Handschriften der literarischen Werke Büchners und Requisiten zu seinen Theaterstücken gezeigt sowie Informationen über den "Hessischen Landboten" und über Georg Büchners medizinische Arbeit, z.B. in einem Film, in dem seine medizinische Untersuchung über das Nervensystem der Barbe nachgestellt wurde.

Auch über das Theaterstück "Woyzeck", eines der meistgespielten Theaterstück der Welt, wusste Herr Brunner sehr gut Bescheid und erklärte der Gruppe, welche Erfahrungen und Informationen Georg Büchner in diesem Dramenfragment verarbeitet hat. Vor dem sozialen Hintergrund der Zeit wird das Schicksal der Figur Woyzeck sehr gut verständlich.

Alles in allem war die Gruppe sich einig, dass die etwas komplizierte Anfahrt nach Riedstadt Goddelau sich wirklich gelohnt hat. Das Büchnerhaus bietet bei freiem Eintritt ein tolles Angebot für Schulklassen.

 

Text und Fotos: Katja Pohl

 

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